Über den Trauerfall (1)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Astrud Gilberto, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Astrud Gilberto
07.06.2023 um 10:03 Uhr von RedaktionAstrud Evangelina Gilberto, geb. Weinert (* 30. März 1940 in Salvador da Bahia, Brasilien; † 5. Juni 2023 in Philadelphia, Pennsylvania), war eine Sängerin von Jazz und Populärmusik im lateinamerikanischen Stil (Samba und Bossa Nova), oft im Grenzbereich zum Easy Listening. Weltberühmt wurde sie 1963 durch die von ihr gesungene Originalaufnahme von The Girl from Ipanema. 1965 wurde sie mit dem Grammy ausgezeichnet.
Leben
Astrud Gilberto war neben Eda und Iduna eine von drei Töchtern des in Salvador da Bahia lebenden deutschen Einwanderers Fritz Weinert aus dessen Ehe mit der Brasilianerin Evangelina Weinert geb. Lobao. Ihr Vater war Sprachlehrer und unterrichtete Deutsch und Englisch. Er erwarb sich auch eine gewisse Reputation als Kunstmaler.
1947 zog die Familie mit Astrud nach Rio de Janeiro. Dort war sie einige Zeit am Colegio de Aplicacao (Hochschule für angewandte Kunst) eingeschrieben. In Rio hatte sie immer an der Avenida Atlantica gelebt. Anfang 1960 heiratete sie standesamtlich in Copacabana den sanftstimmigen brasilianischen Musiker Joao Gilberto, den sie im Jahr zuvor in der Wohnung der Sängerin Nara Leao, mit der sie befreundet war, kennengelernt hatte. Trauzeuge war der bahianische Poet Jorge Amado, der diese Funktion noch öfter für Joao Gilberto ausüben sollte. Astruds Mutter war begeistert; sie hielt den Ehemann ihrer Tochter für den besten Sänger der Welt. Das Paar ließ sich in einem Apartment in der Rua Visconde de Piraja in Ipanema nieder und erwartete dort alsbald die Geburt des Sohnes Joao Marcelo. Ihren vielleicht ersten öffentlichen Auftritt als Sängerin hatte Astrud Gilberto an einem Freitagabend vor dreitausend Zuschauern in der Architektur-Schule am Praia Vermelha von Rio. Sie trug neben zahlreichen Stars der noch jungen Bossa-Nova-Szene zur Gitarre und vokalen Harmonien ihres Ehemanns Lamento und Brigas nunca mais vor und fand beim Publikum Anklang.
Astrud Gilberto folgte ihrem Mann 1963 in die Vereinigten Staaten, wo er seit 1962 arbeitete. Ihre erste und berühmteste Aufnahme ist der Titel A Garota de Ipanema – The Girl from Ipanema auf dem Verve-Album Getz/Gilberto, das 1963 die ab 1958/59 (vor allem unter dem Einfluss von Antônio Carlos Jobim u. a.) in Brasilien entstandene Bossa Nova in den USA und der Welt bekannt machte. Die Produktion machte viele reich; Stan Getz kaufte sich ein Haus mit 20 Zimmern, und Joao Gilberto bekam Anfang 1964 23.000 Dollar als seine erste Tantieme. Astrud bekam 120 Dollar für die Aufnahme, was damals das übliche Entgelt für Musiker für einen Abend war. Der Saxophonist Stan Getz war begeistert von ihr, und sie schloss sich dann auch bald seiner Gruppe an. Obendrein hatte sie eine längere Affäre mit dem bereits verheirateten Getz. 1964 endete die Zusammenarbeit mit Getz auf beiden Ebenen, und auch ihre Ehe mit Joao wurde geschieden. Später heiratete sie erneut, ein Sohn aus dieser Ehe ist Gregory Lasorsa, ein Gitarrist und Songwriter.
1965 nahm Astrud Gilberto mit The Astrud Gilberto Album ihr erstes eigenes Album auf. Hier sind, wie auch auf späteren Alben, vor allem Fremdkompositionen enthalten. Ab dem Album Now (1972) versuchte sich Gilberto auch als Komponistin. Die Abstände zwischen ihren Albumveröffentlichungen wurden immer größer. 1977 nahm sie für das Album That Girl from Ipanema eine Disco-Version ihres größten Hits auf. 1983 entstand zusammen mit dem Jazz-Posaunisten Shigeharu Mukai das Album So und So: Mukai Meets Gilberto exklusiv für den japanischen Markt. Drei Jahre später folgte Plus, eine Kollaboration mit dem Bandleader und Komponisten James Last.
Darüber hinaus trat Astrud Gilberto in der ganzen Welt im Rahmen von Konzerten auf. In ihrer Heimat Brasilien trat sie allerdings lediglich einmal auf, 1965 in Sao Paulo.
1992 erhielt sie die Auszeichnung Latin Jazz USA Award for Lifetime Achievement für ihr musikalisches Lebenswerk.
Astrud Gilberto hatte zwei Söhne, Marcelo Gilberto und Gregory Lasorsa. Mit diesen betrieb sie in den 1990er-Jahren den Musikverlag Gregmar Productions, Inc. 2001 zog sie sich aus dem Musikgeschäft zurück und widmete sich danach der Malerei. Darüber hinaus nutzte sie ihre anhaltende Popularität, um sich für Tierschutz und Tierrechte zu engagieren.
Astrud Gilberto starb im Juni 2023 im Alter von 83 Jahren.
Auszeichnungen
Bei der 7. Grammy-Verleihung 1965 wurde das Album Getz/Gilberto als „Album des Jahres“ ausgezeichnet. Der Preis ging allerdings an Stan Getz und Joao Gilberto, da Astrud Gilberto lediglich bei den Liedern The Girl from Ipanema und Corcovado als Sängerin zu hören ist. Für die Single The Girl from Ipanema erhielt Astrud Gilberto den Grammy gemeinsam mit Stan Getz. Bei der Single-Version für den US-amerikanischen Markt fehlte Joao Gilbertos Gesang in Portugiesisch. Bei dieser Fassung hört man lediglich Astrud Gilberto in englischer Sprache singen und eine verkürzte Fassung von Stan Getz Tenorsaxophon-Solo.
Diskographische Hinweise
Alben
Stan Getz und Astrud Gilberto – Getz Au-Go-Go (Label Verve, 1964)
The Astrud Gilberto Album (Verve, 1964)
The Shadow of Your Smile (Verve, 1965)
Look to the Rainbow (Verve, 1965, The Gil Evans Orchestra)
Beach Samba (Verve, 1966)
A Certain Smile, a Certain Sadness mit Walter Wanderley (Verve, 1967)
Windy (Verve, 1968)
September 17, 1969 (Verve, 1969)
Gilberto Golden Japanese Album (Verve, 1969)
I Haven t Got Anything Better to Do (Verve, 1970)
Astrud Gilberto with Stanley Turrentine (CTI, 1971)
Astrud Gilberto Now (Perception, 1972)
That Girl from Ipanema (Audio Fidelity, 1977, mit u. a. Chet Baker)
Astrud Gilberto Plus James Last Orchestra (PolyGram, 1987 und Universal 2009)
Live in New York (Pony Canyon, 1996)
Temperance (Album) (Pony Canyon, 1997)
Jungle (Magya, 2002)
Live at Berlin Jazz Festival 1966 (2021). mit Stan getz Quartet
Aufnahmen in Alben anderer Musiker und Gemeinschaftsproduktionen
Stan Getz und Joao Gilberto – Getz/Gilberto (Verve, 1963)
Quincy Jones – The Deadly Affair (Verve, 1965; Filmmusik)
Shigeharu Mukai und Astrud Gilberto – So & So – Mukai Meets Gilberto (Denon, 1982)
Michael Franks – Passionfruit (Album) (Warner, 1983)
James Last – Plus (Album) (Polydor, 1986)
Etienne Daho – Eden (Album) (Virgin, 1996)
George Michael – Ladies and Gentleman – Best of George Michael (Sony, 1998)