Über den Trauerfall (1)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an René Theo Weller, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Rene Theo Weller
23.08.2023 um 11:58 Uhr von RedaktionRene Theo Weller, * 21. November 1953 in Pforzheim; † 22. August 2023 ebenda, war ein deutscher Boxer. Er wurde neunmal Deutscher Meister und Vize-Europameister bei den Amateuren sowie Deutscher Meister und zweimal Europameister der EBU bei den Profis.
Amateurkarriere
Der gelernte Heizungsmonteur und Goldschmied Weller begann früh mit dem Boxen und war nebenbei als Gelegenheitsarbeiter tätig. Schon sein Vater Harald, der starb, als Weller 14 Jahre alt war, war lange Jahre Boxer gewesen. Bereits mit sechs Jahren war er als Mitglied im Judo-Club Pforzheim erfolgreicher Judoka. Ab 1966 war Weller beim Boxring Blau-Weiß Pforzheim. Er wurde insbesondere von Trainer Heinz Weishaar gefördert. Weishaar habe ihn entdeckt, ihm habe er seine „ganze Karriere zu verdanken“, so Weller. Er siegte am 20. Januar 1968 bei einem Sichtungsturnier des Badischen Box-Verbandes erstmals in einem überregionalen Kampf.1969 wurde Weller bei den badischen Meisterschaften Jugendbester im Bantamgewicht. Darüber hinaus spielte Weller in seiner Jugend Fußball.
1972 wurde er mit einem Finalsieg gegen Hans Pillarz erstmals Deutscher Meister im Bantamgewicht. 1973 bis 1976 gewann er viermal in Folge den Deutschen Meistertitel im Federgewicht sowie von 1977 bis 1980 viermal in Folge den Deutschen Meistertitel im Leichtgewicht.
Bei der 20. Europameisterschaft im Juni 1973 in Belgrad schied er im Viertelfinale nach Punkten gegen den späteren Silbermedaillengewinner Zoran Jovanovic aus. 1976 vertrat er Deutschland bei den 21. Olympischen Sommerspielen in Montreal. Dort gewann er im Federgewicht gegen den Franzosen Serge Thomas, ehe er gegen den Rumänen Gheorghe Ciochina ausschied. Bei der 22. Europameisterschaft in Halle Saale 1977 verlor er im Halbfinale gegen den späteren Europameister Ace Rusevski.
Im Mai 1979 nahm er im Leichtgewicht an der 23. Europameisterschaft in Köln teil. Nach Siegen gegen den Schweden Ove Lundby, den Tschechen Ladislav Konecny und den Rumänen Ilie Dragomir zog er ins Finale ein. Dort unterlag er jedoch nach Punkten Wiktor Demjanenko aus der Sowjetunion.
Beim 1. Weltcup im Oktober 1979 in New York unterlag er im Halbfinale dem Amerikaner David Armstrong nach Punkten.
Im Oktober 1980 nahm er am Internationalen „100 Years of British Boxing Tournament“ teil und gewann mit einem Finalsieg gegen Gary Felvus die Goldmedaille im Leichtgewicht.
1981 nahm er noch an der 24. Europameisterschaft in Tampere teil, verlor jedoch seinen zweiten Kampf nach Punkten gegen den zweifachen Europameister Wiktor Rybakow. In der Box-Bundesliga trat Weller für den TSV Bayer 04 Leverkusen an.
Laut der Zeitschrift Boxsport hatte Weller bis April 1981 – seinem Wechsel in das Profilager – 355 Amateurkämpfe bestritten, von denen er 338 gewonnen hatte.
Profikarriere
Im April 1981 unterbreitete Wilfried Sauerland dem seinerzeit bei Bayer angestellten Weller das Angebot, in den Profibereich zu wechseln. Seinen ersten Kampf als Berufsboxer bestritt Weller mit Sauerland als Promoter am 12. Juni 1981 in Köln gegen den ehemaligen Italienischen Meister Potito Di Muro und siegte dabei nach Punkten. In seinem zweiten Kampf am 16. August 1981 besiegte er den bis dahin ungeschlagenen 11 Siege – 0 Niederlagen Briten Ken Foreman durch K. o. in der zweiten Runde. In seinem dritten Kampf am 25. September 1981 gegen Dieter Schantz gewann er durch K. o. in der vierten Runde den Deutschen Meistertitel im Leichtgewicht.
Vor seinem in Las Vegas US-Bundesstaat Nevada stattfindenden Kampf gegen Charles LaCour Ende Juni 1982 habe er vorher bei einer Wette seine gesamte Gage in Höhe von 25 000 US-Dollar auf seinen eigenen Sieg gesetzt, so Weller im April 1985 gegenüber dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel.
Nach 15 weiteren Siegen, u. a. gegen Bruno De Montis 21-1 und die beiden ehemaligen Europameister Rodolfo Sanchez 53–14 und Charlie Nash 25–4, erhielt er am 29. Juni 1983 auf Sizilien die Chance auf den Europameistertitel der EBU im Leichtgewicht. Der Kampf gegen Titelträger Lucio Cusma 22–3 endete unentschieden, womit Cusma Europameister blieb. Das Ergebnis wurde unterschiedlich bewertet: Während das Hamburger Abendblatt in seiner Ausgabe vom 30. Juni 1983 schrieb, das Unentschieden sei „schon sehr milde“ für Weller gewesen, nannte das Nachrichtenmagazin Spiegel das Ergebnis rückblickend einen „Skandal“, Weller sei der bessere Mann gewesen, allerdings habe es vor dem Kampf „konkrete Morddrohungen der örtlichen Mafia“ gegeben, weshalb er von zwei Leibwächtern beschützt wurde.
In seinem nächsten Kampf am 10. September 1983 besiegte er den französischen Meister und späteren Europameister Tusikoleta Nkalankete. Daraufhin trat er am 7. Oktober gegen James Ortega 9–1 zum Kampf um den Weltmeistertitel des im internationalen Vergleich unbedeutenden Verbandes WAA im Superfedergewicht an und besiegte den Amerikaner durch K. o. in der ersten Runde.
Nach zwei weiteren K. o.-Siegen kam es am 9. März 1984 vor 7500 Zuschauern in der Festhalle in Frankfurt am Main zum Rückkampf gegen Lucio Cusma, den Weller diesmal einstimmig nach Punkten gewann und somit Europameister wurde. Anschließend verteidigte er seinen Titel erfolgreich gegen den spanischen Meister Jose Antonio Garcia 31–7, den späteren WBO-Weltmeister Daniel Londas 26–3, den Britischen Meister George Feeney 19–9 und den französischen Meister Frederic Geoffroy 21–1. Wellers Kämpfe wurden mit Pomp inszeniert, die Veranstaltungen zogen Menschen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten an, darunter Größen aus der Unterhaltungswelt wie die Schlagersängerin Nena. Die Zeitung Die Welt schrieb im April 1985, „das Spektrum der Weller-Fans“ erstrecke sich „vom Turnschuh bis zur Smoking-Fliege … kurz, über Welten“. Nur mit Weller ließen sich in Deutschland bei Berufsboxveranstaltungen „Hallen halbwegs füllen“, urteilte Die Welt damals.
In seiner fünften Titelverteidigung am 10. Januar 1986 verlor er gegen den späteren WBO-Weltmeister Gert Bo Jacobsen 15–0. Der Kampf im dänischen Randers vor 4.000 Zuschauern wurde in der achten Runde abgebrochen. Weller hatte sich in der fünften Runde eine Platzwunde an der Augenbraue zugezogen. In der achten Runde verstärkte sich die Blutung, der Ringrichter brach den Kampf daraufhin ab. Wellers Promoter Sauerland sprach von Betrug, da die Verletzung seiner Ansicht nach von einem Kopfstoß des Dänen herrührte. Dies blieb die einzige Niederlage seiner Profikarriere. Am 12. Mai 1986 wurde er mit einem Punktesieg gegen Konrad Mittermeier erneut Deutscher Meister im Leichtgewicht und verteidigte den Titel im Rückkampf gegen Mittermeier und durch K. o. gegen Georg Vlachos.
Am 5. März 1988 wurde er in Karlsruhe mit einem Punktesieg gegen den Franzosen Jose Maillot 23–10 erneut Europameister der EBU im Leichtgewicht. Der amtierende Europameister Jacobsen, gegen den Weller seinen Titel verlor, konnte wegen einer Krankheit nicht zu einem vorgesehenen abermaligen Kampf gegen den Pforzheimer antreten, woraufhin dem Dänen der Europameistertitel auf Antrag von Klaus-Peter Kohl damals Vorsitzender des Bundes Deutscher Berufsboxer entzogen wurde. Wellers Ersatzgegner Maillot blieben lediglich 14 Tage der Kampfvorbereitung. Nach Wellers Sieg über den Spanier Jose Antonio Hernandez im April 1988 in Hamburg gab er unmittelbar nach dem Kampf noch im Ring die Niederlegung seines Europameistertitels und das Ende seiner Boxlaufbahn bekannt. Weller boxte dann doch weiter. Für Ende Juni 1988 wurde in Hamburg ein Kampf zwischen Weller und WBA-Weltmeister Brian Mitchell aus Südafrika angesetzt. Wegen einer Verletzung Mitchells wurde der Kampf rund 20 Tage vor dem vorgesehenen Termin abgesagt. Anschließend sollte der WM-Kampf zwischen Mitchell und Weller im September 1988 stattfinden, platzte jedoch, da die Forderung des Südafrikaners die gebotene Entlohnung überstieg. Bis zu seinem Karriereende im Mai 1993 boxte Weller, der unter anderem Erwin Heiber als Trainer betreute, noch neunmal, darunter war ein Unentschieden gegen den Rumänen Stefan Ilie, den er im Rückkampf dann besiegte.
In seiner Karriere wurde er fünfmal als „Boxer des Jahres“ von Lesern der Zeitschrift Boxsport, dem Organ des Deutschen Amateur Box-Verbandes DABV, ausgezeichnet.
Weiteres Leben
Wellers playboyhaftes Auftreten brachte ihm Anfang der 1980er-Jahre den Beinamen „der schöne Rene“ ein. Im Spiegel erläuterte er 2018: „Ich musste auffallen, um populär zu werden. Wer interessiert sich in Deutschland schon für einen ganz normalen Leichtgewichtsboxer?“ 1985 spielte er die Hauptrolle in dem Kinofilm Macho Man und 2017 in dessen Fortsetzung, 1993 eine Rolle in Ebbies Bluff von Claude-Oliver Rudolph. Im Jahr 1991 erwirkte Weller eine Unterlassungsklage gegen die Produktionsfirma des Films Macho Man, die daraufhin alle Sexszenen mit ihm aus dem Film entfernen musste. Bereits während seiner Profikarriere in den 1980er-Jahren vertrieb er Hosen, Autos, Uhren, Gold und Jacken unter dem Markennamen „Rewell“, später brachte er eine Gürtel- und Goldschmuckkollektion heraus. Teils wurde von Weller und einem Geschäftspartner entworfene Lederbekleidung bei Kampfveranstaltungen, auf denen er boxte, der Öffentlichkeit vorgeführt.
1979 wurde Weller von einem Schöffengericht in Pforzheim wegen „Anstiftung zur Falschbeurkundung“ zu einer Geldstrafe in Höhe von 15.000 D-Mark verurteilt. Die Berufungsverhandlung in dieser Sache endete im Oktober 1980 aus Mangel an Beweisen mit einem Freispruch für Weller. 1981 stand er wegen eines Fahrzeughandels vor Gericht, im selben Jahr geriet er als Schmuckhändler in den Blick von Zollfahndern, weil ein Bekannter ein Paket mit 48 Schweizer Uhren bei Wellers damaliger Freundin abgegeben hatte. Im Dezember 1983 wurde Weller zu einer Geldstrafe in Höhe von 15.000 D-Mark verurteilt, da er Hehlerware verkauft haben soll. Im März 1984 verurteilte ihn ein Gericht in München zu einer Geldstrafe von 2.000 D-Mark, weil Weller im Rahmen der Boxweltmeisterschaft der Amateure im Jahr 1982 einen Wachmann verletzt hatte, der ihm die Zufahrt zum Olympiagelände verwehrte.
1998 wurde Weller beim Versuch, fünf Kilogramm Kokain für 400.000 DM zu kaufen, festgenommen und kam in Untersuchungshaft. Am 16. Juli 1999 wurde er wegen Kokainhandels, Hehlerei, Anstiftung zur Urkundenfälschung und unerlaubten Waffenbesitzes zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Die einjährige Untersuchungshaft wurde ihm angerechnet. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Weller vor 1998 an einem Kauf von 15 Kilogramm Kokain beteiligt war. Am 31. Januar 2003, nach viereinhalb Jahren, wurde er wegen guter Führung vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen.
2002 spielte er in dem Musikvideo zu „Hell In Hell“ der Berliner Rockband Surrogat mit. Im Juli 2004 sah man ihn in der vom Privatsender ProSieben ausgestrahlten Reality-Show Die Alm. Am 21. Januar 2005 eröffnete er seine neue Action-Show in einer Karlsruher Diskothek. Unter dem plakativen Titel Die Rückkehr der harten Jungs wurde eine Unterhaltungsshow rund um Kampfsport und Nervenkitzel geboten. Weller trat gemeinsam mit dem Aktionskünstler Marko König und dem zehnfachen Weltmeister der Fakire Benji le Fakir auf.
Vom 18. September bis zum 25. September 2005 verbrachte er eine Woche im Big-Brother-Dorf, musste es aber wegen einiger Differenzen und Eklats verlassen.
Weller versuchte sich auch als Sänger. Im September 1980 nahm er den Schlagertitel Knock ihn aus auf. 1985 sang er eine deutsche Coverversion des Hitler Rap von Mel Brooks aus dem Film Sein oder Nichtsein unter dem Titel René Weller Rap To be or not to be. Im Januar 2003 erschien seine CD Ich bin wieder hier, und am 10. Mai 2006 stellte er seine zweite CD Wach auf im Online-Bordell Big Sister vor.
Am 24. Mai 2006 gewann er in der Rhein-Mosel-Halle in Koblenz einen Kampf gegen den 9Live-Moderator Jürgen Milski. Eine im März 2006 angekündigte Klage auf Schadensersatz und Schmerzensgeld gegen Günther Jauch begann am 7. September in Potsdam. Jauch hatte in der Sendung Wer wird Millionär? im Zusammenhang mit einer Frage zum Boxsport über Weller gesagt: „Der sitzt ja dauernd im Knast, oder hat gesessen.“ Das Landgericht Potsdam wies die Klage ab. Weller ging daraufhin in Berufung, doch auch das Oberlandesgericht Brandenburg wies die Klage ab.
2007 lud er den Fernsehsender ProSieben unter dem Motto We Are Family! So lebt Deutschland – Das Promi Spezial zu sich nach Hause in Dillweißenstein ein. Im November 2008 und im März 2010 war Weller in der Sendung Das perfekte Promi-Dinner des Privatsenders VOX zu sehen. Im Jahr 2010 wurde er zusammen mit seiner Verlobten in der Pseudo-Doku-Soap mieten, kaufen, wohnen des Senders VOX zwei Folgen lang bei der Wohnungssuche begleitet.
2013 nahm er an der Doku-Soap Promi-Frauentausch teil. Er wechselte seinen Alltag mit dem von Mathieu Carrière.
Im April 2016 war er Teilnehmer der großen ProSieben Völkerball Meisterschaft. Im Juli 2016 belegten er und seine Frau Platz vier in der RTL-Reality-Show Das Sommerhaus der Stars – Kampf der Promipaare.
Mit einer früheren Lebensgefährtin hatte Weller eine Tochter und einen Sohn. Seit November 2013 war er mit der Journalistin Maria Weller, geb. Dörk, verheiratet, lebte in seiner Heimatstadt Pforzheim und soll eine Boxschule betrieben haben. Im Jahr 2014 wurde bei Weller eine Demenzerkrankung diagnostiziert.
Am 22. August 2023 starb Rene Weller im Alter von 69 Jahren an den Folgen der Demenzerkrankung in Pforzheim.